FIV - Katzenaids
 

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(Graham Cooper)

 
 

Der Feline Immunodeficiency Virus (FIV) gehört zur Klasse der Retroviren wie auch der Feline Leukämie Virus (FeLV), aber mit einem wesentlichen Unterschied: FeLV gehört zur Unterfamilie der Oncornaviren, FIV zu den Lentiviren (ebenso wie die Erreger der Pneumonie der Schafe und Pferde, der Gelenk- und Gehirnentzündung der Ziegen sowie des AIDS beim Menschen). Landläufig wird die Krankheit oft auch als “Katzen-Aids” bezeichnet.
Eine mit dem FIV infizierte Katze stellt jedoch keine Gefahr für den Menschen dar!
FIV und FeLV können ähnliche Krankheitsbilder hervorrufen, sind aber sonst sehr verschieden, schon im Aussehen. FIV ist länglich, FeLV fast rund. Auch genetisch sind sie recht unterschiedlich und ihr Struktureiweiß unterscheidet sich in Größe und Zusammensetzung. Das erklärt das Fehlen von Kreuz-Immunität. FeLV-Antikörper können nicht an FIV andocken, FIV-Antikörper nicht an FeLV.
FIV kommt international, aber mit unterschiedlicher Häufigkeit vor. Wildlebende Kampfkater sind am häufigsten positiv, reine Hauskatzen am seltensten.
Der Virus wird von Katze zu Katze übertragen, allerdings ist die Übertragung über Futterschüsseln oder Katzentoiletten sehr unwahrscheinlich. Die Übertragung erfolgt eher über blutige Verletzungen (z.B. Bisswunde). Aus diesem Grund tritt diese Krankheit gehäuft bei frei laufenden unkastrierten Katern (Revierkämpfe) auf.
FIV ist unheilbar und endet immer tödlich.
Das Virus vermehrt sich nach einer Infektion der Katze in den weißen Blutkörperchen. Es greift die Abwehrzellen des Körpers an und zerstört sie, daher ist der Körper schutz- und hilflos anderen Viren, Bakterien, etc. ausgeliefert. Schreitet die Erkrankung weiter fort, werden mehr und mehr Lymphknoten befallen. In der Folge kommt es, oft erst nach Wochen oder gar Monaten, zu einer Reduktion der Anzahl weißer Blutkörperchen. Auch Blutarmut kann die Folge sein.
Das Virus greift das Immunsystem der Katze an. FIV-Patienten sind daher besonders krankheitsanfällig und bedürfen sorgfältiger Beobachtung und sofortiger tierärztlicher Hilfe, sollten sich Symptome einer Infektion zeigen. Infizierte Katzen können jahrelang ohne Krankheitsanzeichen leben. Kommt es jedoch zu einer wie auch immer gearteten Infektion, sind die durch FIV geschwächten Abwehrkräfte der Katze nur unzureichend in der Lage, diese zu kontrollieren.

Ansteckung

Das FIV wird zwar auch durch den Speichel einer infizierten Katze ausgeschieden, verliert aber seine Gefahr in der Außenwelt sofort (spätestens nach ein paar Stunden), so dass eine Ansteckung auf diesem Weg nur in Ausnahmefällen erfolgt.
Hauptsächlich erfolgt eine Infizierung durch Bissverletzungen, z.B. bei Revierverteidigungskämpfen oder während des Paarungsaktes durch den Nackenbiss des Katers.
Wenn eine weibliche Katze während der Trächtigkeit angesteckt wird, kann es auch zu einer Übertragung auf die Jungtiere über die Plazenta während der Schwangerschaft kommen. Dagegen überträgt eine FIV-infizierte Katze die Infektion nur selten auf die Jungtiere. Eine Übertragung vom Muttertier auf die Jungen erfolgt nur dann, wenn die Virusproduktion in der Mutter ein speziell hohes Maß erreicht hat. Dies ist vor allem dann zu erwarten, wenn die Schwächung des Immunsystems bereits eingesetzt hat und erste Krankheitsanzeichen festgestellt werden können.
Die Übertragung durch den Deckakt ist wahrscheinlich, aber noch nicht abschließend geklärt.
Die Ansteckung beim friedlichen Zusammenleben mehrerer Katzen scheint eher selten zu sein. Ideal ist sicher eine Abgabe oder Isolation der Virusträger. Findest das nicht statt, ist das Risiko der Ansteckung trotzdem gering, immer vorausgesetzt, es finden keinerlei Beißereien statt.
Am meisten gefährdet sind Katzen, die mit vielen anderen Katzen zusammen verkehren und häufig in Kämpfe verwickelt sind. Daher kommt die FIV-Infektion bei älteren, nicht kastrierten Katern und Katzen mit freiem Auslauf besonders häufig vor.
Außerhalb der Katze ist der Virus recht instabil und kann unter normalen Bedingungen nur wenige Stunden überleben. Eine Wartezeit nach dem Ableben einer FIV-Katze bis zur Neubesetzung ist deshalb eigentlich unnötig. Andererseits haben FIV-Katzen oftmals noch weitere Infektionen. Näpfe, Katzentoiletten, Spielzeug und Käfige sollten deshalb zur Vermeidung von Ansteckung mit Sekundärinfektionen sicherheitshalber entsorgt oder mit HIV-wirksamem Desinfektionsmittel behandelt werden.

Symptome/Verlauf

Die Inkubationszeit ist sehr unterschiedlich. Sie kann Monate betragen, aber auch mehrere Jahre.
Mit dem Blut gelangt der Virus zunächst zum Lymphsystem, d.h. alle Lymphknoten vergrößern sich. Dieses Stadium wird vom Besitzer meist nicht bemerkt. Tage bis Wochen später kann die Katze Fieber und einen Abfall der weißen Blutzellen (Leukopenie) entwickeln. Später kann auch Anämie, also ein Abfall der roten Blutzellen entstehen.
Die FIV-Infektion führt, ähnlich wie die Infektion mit Katzenleukose, zu einer Schwächung des Abwehrsystems, in deren Folge es zu den verschiedensten Krankheitszeichen kommen kann. Wie bei allen Viruserkrankungen sind auch hier die Symptome sehr vielfältig und können variieren. Die Schleimhäute sind betroffen ebenso wie der Magen-Darm-Trakt. Häufig beobachtete Symptome sind allgemeine Unlust, Zahnfleischentzündungen, Augenerkrankungen (vorwiegend Bindehautentzündung), Schnupfensymptome, bakteriellen Infektionen der Haut, Fieber und vergrößerte Lymphknoten. Erkrankte Tiere haben häufig Durchfall, verlieren an Gewicht oder leiden an zentralnervösen Störungen. Schließlich kann das erworbene Immunschwäche- Syndrom mit tumorösen Lymphknotenveränderungen und Nierenversagen einhergehen.
Erkrankte Katzen können noch sehr lange sehr glücklich und schmerzfrei leben, daher ist eine Einschläferung auf Grund eines positiven Befundes meist nicht nötig. Sollte sich aber nach gewisser Zeit herauskristallisieren, dass es für die erkrankte Katze keine Hoffnung mehr gibt und die Katze sich quält, sollte man so verantwortungs- und respektvoll handeln und das Tier von weiteren Leiden erlösen.

Diagnose

Die Symptome von FIV ähneln auch der Leukose (FeLV). Daher ist es oft schwierig genau zu diagnostizieren, um welche der beiden Krankheiten es sich tatsächlich handelt. Für eine sichere Diagnose müssen genaue Laboruntersuchungen (Bluttest mit Nachweis spezifischer Antikörper gegen das FIV) durchgeführt werden.
Die Diagnose wird nach dem Vorbericht, der Symptomatik und vor allem dem FIV-Antikörpertest gestellt. In den meisten Tierarztpraxen stehen zum Nachweis einer FIV-Infektion Testverfahren zur Verfügung.
Ein positives Testergebnis besagt zunächst, dass die Katze infiziert ist. Da jedoch auch falsch-positive Testergebnisse vorkommen, sollte man zur Sicherheit eine Kontrolluntersuchung nach einer anderen Methode vornehmen. Bei unklarem Laborergebnis bringt eine Kontrolle nach 8-12 Wochen meist Aufschluss.
Welpen FIV-kranker Mütter können in den ersten 12-16 Wochen testpositiv sein ohne den Virus selbst zu tragen. In diesem Fall spricht der Test nur auf maternale Antikörper an. Deshalb sind positive Welpen unbedingt mit 6-8 Monaten nachzutesten, um eine eindeutige Aussage zu erhalten.
Ein negatives Testergebnis bedeutet, es wurden keine Antikörper nachgewiesen. In den meisten Fällen bedeutet dies, dass das Tier FIV-frei ist. Da zwischen Ansteckung und Bildung von Antikörpern aber 8-12 Wochen liegen, kann eine Blutentnahme theoretisch in diese Phase fallen und eine gesunde Katze vorspiegeln. Bei begründetem Verdacht sollte also ca. 12 Wochen nach dem letztmöglichen Kontakt mit Virusträgern eine Nachkontrolle stattfinden.
Eine Katze im Endstadium ihrer FIV-Erkrankung kann möglicherweise wieder negativ getestet werden, wenn das Abwehrsystem erschöpft ist.

Behandlung/Therapie

Da der Krankheitsverlauf der FIV-Infektion sich über viele Wochen und Monate erstreckt und die Krankheitszeichen anfänglich wenig schlimm, später immer gravierender sind, kann zumindest zu Beginn der Erkrankung ein Behandlungsversuch gemacht werden. Die Chancen, dem Tier noch lange Zeit ein beschwerdefreies Leben zu ermöglichen, stehen anfänglich sehr gut.
Leider gibt es bis heute keine Möglichkeit, durch eine gezielte Therapie das FIV aus dem Körper der Katze zu eliminieren. Die Behandlung beschränkt sich auf die auftretenden Symptome, den Schutz vor möglichen Sekundärinfektionen und die Stärkung der Abwehrkraft. Da wegen der Immunschwäche vor allem bakterielle Infektionen begünstigt werden, lassen sich die Krankheitssymptome oft durch Antibiotikabehandlung verbessern. Ist durch eine häufig auftretende Entzündung der Maulhöhle die Nahrungsaufnahme gefährdet, können Kortisone indiziert sein. Anabolika und energiereiche Nährpasten können dem Abmagern gegensteuern. Eine medikamentöse Anregung des Immunsystems ist oft nicht erfolgreich, ein Versuch sollte jedoch unternommen werden.
Auch der Tierhalter ist hier aufgerufen, aktiv mitzuhelfen und die Katze zu unterstützen. Will oder kann die Katze nicht fressen, muss der Katzenbesitzer nachhelfen, am besten mit weicher Nahrung (Brei, Püriertes, Brühe etc.), die ggf. über eine Spritze direkt ins Maul gegeben wird. Auch muss für eine gute Flüssigkeitsaufnahme gesorgt werden. Das Putzen des Fells muss ebenfalls der Halter übernehmen, wenn die Katze für ihre Fellpflege zu geschwächt ist. Die Fellpflege ist für eine Katze sehr wichtig und tut ihr gut. Aktive Mithilfe in allen notwendigen Bereichen ist also gefragt!
Mit zunehmender Krankheitsdauer wird der Behandlungserfolg in der Regel immer schlechter, so dass die Tiere schlussendlich eingeschläfert werden müssen. Die Infektion endet immer tödlich.
Eine Heilung ist nicht möglich, lediglich die Symptome können behandelt und gemildert werden.
Die Veterinärmedizin forscht derzeit, ob es mit Präparaten der Humanmedizin (Medikamente bzw. chemotherapeutisches Verfahren gegen HIV) auch Erfolge bei FIV gibt. Hauptsächlich aber werden derzeit nur die Sekundärinfektionen behandelt, da diese sehr schnell tödlich enden können.

Vorbeugung/Impfung

Mit großer Sicherheit kann eine Infektion nur dann verhindert werden, wenn eine Katze ausschließlich mit FIV-negativ getesteten Tieren zusammenlebt. Bei freilaufenden Katzen kann eine Ansteckung nicht verhindert, das Risiko aber durch Kastration und nächtliches Ausgangsverbot reduziert werden.
Im Gegensatz zu anderen Infektionskrankheiten steht in Deutschland gegen die FIV-Infektion gegenwärtig noch kein Impfstoff zur Verfügung.
In den USA ist ein Impfstoff erhältlich (Hersteller ist die Firma Dodge, das Serum trägt die Bezeichnung “Fel-o-Vax”), der allerdings in Deutschland aufgrund unterschiedlicher Virenstämme nicht greifen soll. Die bereits für Herbst 2003 angekündigte Einführung des Impfstoffes auf dem deutschen Markt hat daher bis heute nicht stattgefunden.

http://www.katzenschutzbund-koeln.de

 

 
 
 
 
 
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